So werden wir Deutsche anderswo genannt!

Zuletzt aktualisiert: 29. November 2022

Sprache ist ein Mittel zur Kommunikation. Sie ist Teil der Kultur, in der sie gesprochen wird. Sie sorgt für Zugehörigkeit. Sie ist Teil eines Zuhauses. Sie verschafft den sie Sprechenden Identität. Als Deutsch Sprechende sehen wir uns als Deutsche. Und nennen uns auch so. Doch wie nennt und damit identifiziert man uns anderswo? Wir haben uns umgehört.

Wie werden Deutsche noch genannt?

Wer meint, dass wir für die Welt einfach nur „Deutsche“ sind, der wird beim Lesen unseres Beitrags ins Staunen versetzt, versprochen! Denn so werden wir eher selten genannt, wenn überhaupt, dann zum Beispiel in China, in den Niederlanden oder in Vietnam.

Viel häufiger ordnet man uns

  • allgemein den Germanen (zum Beispiel im englischsprachigen Raum, im neu-hebräischen, griechischen oder indonesischen Sprachraum)
  • oder einem ganz bestimmten germanischen Stamm zu. Und davon gibt es laut der Stammesliste, die die Wikipedia führt, mehr als genug: Baiern (Bajuwaren), Sachsen, Schwaben, Franken, Friesen – um hier nur einige anzuführen.

Es ist bis heute Tradition, dass andere Völker uns Deutsche nach dem germanischen Stamm bezeichnen, der ihnen am gegenwärtigsten war und ist und/oder für uns typisch deutsch schien und scheint.

Finnen und Esten nennen Deutsche „Sachsen“

Für Finnen zum Beispiel sind wir Deutsche „Sachsen“ (auf Finnisch: „saksalaiset“). Unser Land ist demnach „Saksa“. Gegenüber der Tageszeitung Welt erklärt die Finnische Botschaft, dass das finnische Wort saksa auf den Stamm der in Norddeutschland ansässigen Sachsen zurückgehe. Vom 13. Jahrhundert an handelten demnach Sachsen und Finnen im Ostseeraum sowie in der nord­deutschen Hanse rege miteinander. Wobei sich die deutschen Hansekaufleute selbst als Sachsen vorgestellt hätten. Das sei auch der Grund dafür, dass das finnische „saksa“ damals auch „Kaufmann“ bedeutete. Was macht Finnisch so anders als Deutsch?

Ein typisch deutscher Gartenzwerg

„Sachsen“ sind wir auch für die Esten, deren Sprache Estnisch wie Ungarisch mit Finnisch verwandt ist. Auch die Alten Isländer nannten uns so. Und in der Sprache Romani der Roma und Sinti bezeichnete man uns Deutsche als „saso„, während alles, was deutsch war, „sasitko“ genannt wurde. Dass man eine bestimmte Gruppe Rumäniendeutscher als „Siebenbürgen Sachsen“ bezeichnet(e), lasse sich laut dem Weltartikel darauf zurückführen, dass Deutsche in der Kanzleisprache der ungarischen Könige um das Jahr 1200 allesamt als „Sachsen“ tituliert worden waren, ganz gleich, woher sie tatsächlich kamen.

Kroaten, Elsässer und Schweizer nennen uns Deutsche „Schwaben“

In Kroatien, im Elsass (die Landschaft zwischen Vogesen und Rhein) und auch in der Schweiz hört man die Ausdrücke „Schwaben„, „die Schwaben“ und „schwäbisch“, wenn von uns Deutschen die Rede ist. Der Autor des Weltartikels, Matthias Heine, der auch mehrere Bücher zum Thema Sprachgeschichte geschrieben hat, schreibt in der Zeitung weiter, dass das Duden-Wörterbuch „Schweizerhochdeutsch“ die Bezeichnung „Schwab“ als abwertenden Ausdruck für die „Bewohner der Bundesrepublik Deutschland“ anführe.

Araber nannten uns im Mittelalter „Franken“

Im Mittelalter benutzten Araber demnach den Begriff „Franken„, wenn sie Deutsche oder christliche Europäer meinten. Heine zufolge sei auch in islamischen Quellen zur Geschichte der Kreuzzüge von Franken die Rede – selbst dann, wenn es um Engländer gehe. Der Experte führt das auf die vermittelnde Rolle der mittel­griechischen Sprache zurück: Sie bezeichnete Deutsche als „Frangoi“.

Und Karl May ließ seinen Helden Kara Ben Nemsi sagen, dass er ein „Franke“ sei, als er sich im Abenteuerbuch „Im Reich des silbernen Löwen“ einem Beduinen vorstellte. Der wiederum hatte bereits eine feste Vorstellung davon, wie ein „Franke“ zu sein habe, denn er antwortete, dass sich kein Franke so allein in seine Gegend wagen würde.

Auf Spanisch, Portugiesisch, Arabisch, Türkisch, Kurdisch und Persisch sind wir Alemannen

Wer heute Arabisch lernt, lernt für Deutsche die Bezeichnungen „Almany“ (ich, männlich) und „Almanyya“ (ich, weiblich).

Gut zu wissen: Alemanne sei laut dem Weltbericht die am Weitesten verbreitete Bezeichnung für uns Deutsche. Immerhin: Der Begriff „Alman“ schaffte es im Jahr 2019 mit 40.500 monatlichen Suchanfragen bei der Internetsuchmaschine Google auf Platz 3 der Liste zur Wahl des „Jugendwort des Jahres“ (Quelle: Stern). Wobei angemerkt werden muss, dass ein „Alman“ im trendsprachigen Sinne jemand sei, der sich gemäß dem deutschen Klischee verhalte: IMMER pünktlich und fleißig.

Apropos pünktlich und fleißig – für uns als professioneller Übersetzungsdienst sind das Qualitäten, die wir international schätzen. Ganz gleich aus welcher und in welche Sprache wir für Sie übersetzen und dolmetschen, die Übersetzungsbüros von Lingua-World liefern akkurat und pünktlich!

Doch wie kommt’s, dass wir Deutsche anderswo so oft Alemannen genannt werden? Im 13. Jahrhundert sei laut Matthias Heine im Heiligen Römischen Reich für das Kerngebiet des „deutschen“ Königreiches bereits die Bezeichnung „regnum Alamanniae“ (statt „regnum Theutonicum“) gängig gewesen. Zwar sei sie ein Jahrhundert später in Deutschland wieder aus der Mode gekommen, doch in der französischen Sprache habe sie sich halten können. Bis heute. „Allemand“ heißt „deutsch“ und „Allemagne“ heißt „Deutschland“. Die Bezeichnung sei daraufhin als „los alemanes“ ins Spanische, „os alemães“ ins Portugiesische, „Almanlar“ ins Türkische, „Elman“ oder „Alman“ ins Arabische, Kurdische und Persische eingeflossen.

Goten, Preußen, Hessen, Teutonen, Hunnen – weitere gängige Bezeichnungen für uns Deutsche

  • Im Comicreich von Asterix und Obelix sind die Deutschen „die Goten„.
  • Im 19. und 20. Jahrhundert war der Begriff „die Preußen“ für „die Deutschen“ geläufig. Heine schreibt, dass im Luxemburgischen und in den holländischen Dialekten Limburgs die Schimpfwörter „Preise“ und „Pruus“ als Schimpfwort für alle Deutschen gebe.
  • Für die US-Amerikaner waren Deutsche lange „Hessen„. Im Unabhängigkeitskrieg seien alle deutschen Söldner an der Seite der Briten so genannt worden. Der Grund: Die meisten verliehenen Soldaten seien aus Hessen gekommen.
  • Viele Deutsche selbst setzen sich oft mit den Teutonen gleich, weil sie glauben, das Wort „deutsch“ sei von dem Wort „teutonisch“ abgeleitet. Matthias Heine schreibt, dass sie damit einem Missverständnis unterlägen, denn es komme aus dem Althochdeutschen: Dort sei diutisc/theodisk im Sinne von „volkstümlich“ benutzt worden. Das englische „Teutons“ stehe ihm zufolge im Englischen noch heute als ironisches Synonym für „Deutsche“, vor allem dann, wenn es darum gehe, uns als plump und humorlos zu identifizieren.
  • Im 1. und 2. Weltkrieg verunglimpfte man die Deutschen mit dem Namen des asiatischen Mischvolkes der Hunnen, weil Kaiser Wilhelm II. sich in seiner „Hunnenrede“ an das nach China zur Niederschlagung des Boxeraufstands entsandte Expeditionskorps mit einem Gleichnis zum Hunnenkönig Etzel gerichtet hatte.

In vielen slawischen Sprachen sind die Deutschen „die Stummen“

Das russische „nemjetz“, das tschechische „nĕmec“ und das kroatische „nijemac“ ließen sich Matthias Heine zufolge auf das altslawische Wort für „Fremde, Sprachlose, Stumme“ zurückführen. Dieses sei über das Bulgarische „nemski“ auch ins Mittelgriechische des byzantinischen Reiches und ins Arabische gelangt: So heiße Österreich, einst ein Teil Deutschlands, bis heute al-nimsa auf Arabisch.

Ein bunter Wörterstrauß, den die Sprachwelt uns Deutschen gebunden hat!

Für uns als professionelle Übersetzer und Dolmetscher ist das daily business, wir beherrschen als Muttersprachler selbstverständlich alle Sprachen und Dialekte.

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!.

4 Gedanken zu „So werden wir Deutsche anderswo genannt!

  1. In nördlichen Teilen Sloweniens gibt es noch ein eigenartiges Wort für deutschsprachige, naemlich Krajtli .(weiblich Krajtlca) kann es aber nicht zuordnen.

    • Sehr geehrter Herr Dr. Fieguth,
      in Griechenland wurde seit dem Zweiten Weltkrieg gelegentlich die Bezeichnung „Mángas“ (Μάγκας) verwendet, um Deutsche abfällig zu bezeichnen.

      Dieser Begriff hat jedoch nicht die gleiche historische Belastung wie das französische „boche“ und wird heute seltener genutzt. Es ist wichtig zu beachten, dass solche Begriffe oft von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden und nicht unbedingt repräsentativ für die gesamte Bevölkerung sind.

      Auch Ihnen ein guter Rutsch ins neue Jahr!
      Beste Grüße in die Schweiz.
      Peter

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