Fußball EM: Schlachtrufe – was passiert, wenn Europas Fans laut werden

Zuletzt aktualisiert: 18. Juni 2024

Am 14. Juni 2024 startet die 17. Fußball-Europameisterschaft, diesmal in Deutschland. 24 Nationalmannschaften spielen in zehn deutschen Städten: Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Immer mit dabei: ihre Fans samt Schlachtrufen. Doch was wird beim Fußball eigentlich gerufen? Mit welchen Schlachtrufen feuern die Fans ihre Mannschaften an? Und was bewirken die Schlachtrufe? Fragen, die wir hier beantworten.

Schlachtrufe im Fußballstadion: Das bringen sie!

Fußballfans stehen hinter ihrer Mannschaft. Während eines Spiels im Stadion machen sie „ihren“ Spielern das auch lauthals klar: mit Rufen, Gesängen, Geschrei und Gegröle. Sie reagieren auf Spielzüge – feiern gelungene mit Jubel, betrauern fehlgeschlagene mit Frust. Sie feuern in brenzligen Situationen an und treiben ihre Mannschaft damit Richtung Tor. Sie machen Druck. Je lauter, desto besser. Die Fans schaffen damit eine besondere Atmosphäre, die für den Spielverlauf relevant ist. Das zeigten Analysen von sogenannten Geisterspielen verschiedener Ligen während der Pandemiejahre.

Bei den Spielen ohne Publikum – und damit ohne Fangemeinschaft auf den Rängen – veränderte sich demnach das Ergebnisprofil. Prof. Martin James von der Technischen Universität München, der den Einfluss der Geisterspiele auf die deutsche Bundesliga untersuchte, stellte bei den Ergebnissen eindeutig eine Schwächung für die jeweilige Heimmannschaft fest – also die Mannschaft mit der in der Regel größeren Fangemeinschaft im Stadion: Das Ergebnisprofil, demnach die Mischung aus Heimsieg, Unentschieden, und Auswärtssieg, hätte sich ihm zufolge deutlich verändert.

Die Heimsiege wären um über 15 Prozent zurückgegangen, während die Auswärtssiege um denselben Anteil gestiegen wären. Besonders Spiele, in denen die jeweilige Heimmannschaft gegen überlegene Mannschaften das Spiel noch drehte, wären in Geisterspielen seltener geworden, sagte der Wissenschaftler in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Ähnliches wurde von Wissenschaftlern in der österreichischen Liga und in der spanischen Liga beobachtet.

Zwei Ergebnisse sind besonders auffällig:

  • Ohne Publikum konnten die Mannschaften ihren Heimvorteil nicht ausspielen.
  • Ohne Publikum kam es bei Spielern und ihren Betreuern zu weniger emotionalen Ausbrüchen und Streit.

Erklären lasse sich das den Wissenschaftlern zufolge emotional: Das Publikum reagiert gefühlvoll aufs Spiel. Es tut diese Gefühle laut kund. Damit verstärkt es auch die Gefühle der Spieler auf dem Platz. Bei Geisterspielen fällt diese Verstärkung weg.

Fußball Schlachtrufe und Jubel

Schlachtrufe gehen an 4 Adressaten: eigene Mannschaft, gegnerische Mannschaft, gegnerische Fans und Schiedsrichterteam

Schaut man auf die Geschichte von Schlachtrufen, dann wird klar, warum sie emotionsgeladen sein müssen: Vor dem Kampf ertönten sie schon übers Feld, um die Kämpfenden in den eigenen Reihen zu motivieren – und die Gegner einzuschüchtern. Der Kampf selbst startete mit einem lauten Schlachtruf, der den Gegnern entgegen geschleudert wurde, um sie zurückzudrängen. Der Schlachtruf war damit Teil der psychologischen Kriegsführung. Und in Zeiten, in denen die Kämpfenden noch keine einheitliche Uniform trugen, erkannten Verbündete einander am selben Schlachtruf.

Auch beim Fußball stehen Gegner auf dem Platz. Auch hier erklingen Schlachtrufe, die psychologisch wirken sollen. Auch hier gelten sie den eigenen Reihen und der gegnerischen Mannschaft und damit auch der gegnerischen Fangemeinschaft. Und auch hier sollen die Schlachtrufe die einen stärken und die anderen entsprechend schwächen.

Im Unterschied zum Schlachtfeld, wo die jeweiligen Anführer den Schlachtruf riefen und er von ihren Reihen aufgenommen wurde, ist es im Stadion das Publikum, das den Schlachtruf ruft – die Spielenden sollen schließlich Fußball spielen.

Das Publikum übernimmt im Stadion aber noch eine Rolle: Es beurteilt die Arbeit des Schiedsrichterteams und kommentiert diese unüberhörbar. Und auch wenn die Schiedsrichterteams unparteiisch sind und weder der einen noch der anderen gegeneinander spielenden Nationen angehören und deren Sprache sprechen, verstehen sie die Botschaften der Schlachtrufe.

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Die Sprache der Schlachtrufe europäischer Fußballmannschaften

Im Folgenden liefern wir Ihnen einige Beispiele für Schlachtrufe, die uns in den nächsten Wochen sicher zu Ohren kommen werden:

Deutschland feuert seine Nationalmannschaft meist mit Schlachtrufen wie „Deutschland, Deutschland!“, „Einer geht noch, einer geht noch rein!“ und „Deutschland vor, noch ein Tor!“ an. Und weil das Endspiel der EM am 14. Juli im Olympiastadion in Berlin stattfinden wird, werden bei erfolgreichem Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft sicher auch die Rufe „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ und „Finale, Finale!“ beziehungsweise „Finale, ohohohooo!“ zu hören sein. Das Lingua-World Übersetzungsbüro Berlin wird in dieser Zeit voraussichtlich stark ausgelastet sein, da es Interviews und Erklärungen für internationale Medien übersetzen muss. Und falls der Sieg gelingen sollte, gibt die Fangemeinschaft sicher ein Ständchen mit „So sehen Sieger aus, scha-la-la-la-laaa!“ und freut sich mit: „Oh, wie ist das schön!“. Gegnern, Mannschaften wie Gefolge, schmettern deutsche Fans gerne ein „Ihr könnt nach Hause fahren, ihr könnt nach Hause fahren!“ oder ein „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen!“ um die Ohren.

Frankreichs Nationalmannschaft tritt traditionell in der Farbe Blau auf dem Fußballrasen an. Danach wird sie in ihrer Heimat auch benannt: „Les Bleus“. Angefeuert werden „die Blauen“ häufig mit „Allez les Bleus!“, was auf Deutsch so viel wie „Auf, ihr Blauen!“ heißt.

Großbritanniens Fans kommen sehr melodisch daher: Bei ihnen sind typische Schlachtgesänge „Three Lions (Football’s Coming Home)“ oder „You’ll Never Walk Alone“, auf Deutsch: „Drei Löwen (Der Fußball kommt nach Hause)“ oder „Du wirst nie allein gehen“. Ein weiterer Klassiker ist: „XYZ scores when he wants“.

Italiens Fußballnationalmannschaft bekommt von ihren Fans häufig ein „Vai, vai!“ zu hören, das sich mit „Lauf, lauf!“ übersetzen lässt. Traditionsgemäß treten die Italiener in blauen Trikots an und werden deshalb auch „Gli Azzurri“ genannt: „die Azurblauen“.

Nordirland besingt seine Mannschaft innbrünstig mit Songs wie „Sweet Caroline“ und „Will Griggs on fire“. Und unvergessen ist bis heute der Moment, als Irland bei der EM 2012 gegen Spanien mit 0:4 zurücklag und plötzlich das irische Volkslied „Low lie the Fields of Athenry“ erklang – gesungen von tausenden irischen Fankehlen.

Österreich stärkt seine Mannschaft häufig mit dem Schlachtruf „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich!“.

Polens Nationalmannschaft wird mit „Polska – Bialo czerwoni!“ angefeuert. Das „Polen – weiß und rot“ bezieht sich auf die beiden Nationalfarben und erklingt zur Melodie des Songs „Go west“.

Schottland gibt seiner Nationalmannschaft oft mit dem Lied „The Bonnie Banks o‘ Loch Lomond“ die Ehre.

Und auch wenn Island sich nicht für die EM 2024 qualifizieren konnte, soll der Schlachtruf der Isländer hier erwähnt werden. Denn er ist wahrlich ein Wikinger-Ruf: Er besteht nur aus dem Laut „Huh!“, der jedoch dramaturgisch gekonnt in Szene gesetzt wird. Die Fans rufen diesen aus, schlagen ihre Hände über dem Kopf zusammen und verfallen anschließend abrupt in absolute Stille. Das Ganze wiederholen sie und werden dabei immer schneller, bis ein hochfrequenter Applaus entsteht und schließlich lauthals Jubel erklingt.

Sie sehen: Sprachlich drücken die Fans in Europa ihre Gefühle vielfältig aus, zum Beispiel mit

  • einzelnen Lauten,
  • Wörtern und Wortgruppen,
  • Liedzeilen
  • und ganzen Liedern aus.

Schlachtgesänge, die für Gänsehaut sorgen

Musik als Stimmungsmacher ist längst Forschungsgegenstand, noch ist allerdings nicht ganz klar, ob und gegebenenfalls wie Musik die Stimmung genau beeinflusst. Studien zeigten bislang beispielsweise,

  • dass Menschen bestimmte Musik hören, um ihre Stimmung gezielt zu verändern,
  • dass sie ihre Musik häufig passend zur Stimmung auswählen
  • und dass Musik das Selbstbewusstsein positiv beeinflussen kann.

Mehr müssen Fußballfans nicht wissen, oder? Wer in seinem Schlachtgesang auf die Wurzeln der Nation zu singen kommt, schafft damit Verbindung zum eigenen Land und dessen Menschen. Die Botschaft der – alte Volksweisen singenden – irischen und schottischen Fans ist klar: Mannschaft, dein Land steht hinter dir. Wir sind dein Land. Wir sind hier. An deiner Seite.

Über die altbekannte Melodie geht die Botschaft einem buchstäblich unter die Haut. Je mehr Fans singen, desto größer der Gänsehautmoment. Der musikalische Effekt ist noch viel stärker, als wenn die Fans ihre Botschaften ins Stadion schreien würden.

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Quellen:

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