Biennale-Beitrag zum Anfassen und Anschauen

Zuletzt aktualisiert: 1. November 2024

Eine Hommage an Lore Bert

456 Seiten, 500 Bilder, ausführliche Texte, in englischer, deutscher und italienischer Sprache, übersetzt u.a. von Lingua-World – das sind die nackten Fakten eines außergewöhnlichen Kunstbuches rund um den Biennale-Beitrag und das (Kunst-)Leben der deutschen Künstlerin Lore Bert, die heute in Mainz und Venedig lebt und arbeitet.

Lore-Bert-Titelmotiv

„Kunst und Wissen“ nennt Lore Bert ihren Biennale-Beitrag in der Biblioteca Nazionale Marciana – ein beeindruckendes großformatiges Environment mit fünf Spiegelskulpturen in Form der Platonischen Körper, die in ein Meer von gefaltetem Papier integriert sind, umgeben von 12 Bildobjekten (je 180 x 180 cm). Kunst und Wissen zieht sich wie ein Leitmotiv durch das künstlerische Leben der 1936 geborenen Künstlerin; immer wieder thematisiert sie in ihren Werken den Dialog zwischen Bildender Kunst und dem universalen Erbe aus Philosophie, Literatur, Mathematik und Astronomie.

Lore Berts Werk ist eine Hommage an die Entdeckungen und die schöpferische Leistung von Menschen wie Kant, Aristoteles, Rilke oder Goethe und drückt das Vertrauen in den Menschen und seine Vernunft aus. „Der schnelle Fluss von Nachrichten, Bildern, Informationen jeder Art, dem wir heutzutage unterworfen sind, droht eine Flut zu werden, die den Menschen orientierungslos zurücklässt. Die Aufgabe der Künstler besteht auch darin, den Menschen wieder eine Orientierung zu ermöglichen, eine Vorstellung von sich selbst und eine andere Vision der Welt zu entwerfen“, heißt es in einer Pressemitteilung zur Biennale.

Lore-Bert-Buch

Lore Bert liefert diese Orientierung und noch vieles mehr – davon konnte ich mich im Herbst während meines Venedig-Besuchs persönlich überzeugen. Ich lernte nicht nur diese Ausnahmekünstlerin kennen, sondern auch ihre Tochter Dorothea van der Koelen. Eine Begegnung, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Beide Frauen sind auf ihre Weise außergewöhnlich. Dorothea van der Koelen – Kunsthistorikerin und Verlegerin – hat in über 500 Ausstellungen in mehr als 25 Ländern auf sämtlichen Kontinenten ihre kuratorischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, mit ihrer eigenen „van der Koelen Stiftung für Kunst und Wissenschaft“ will sie ihre Erfahrungen an nachfolgende Generationen weitergeben.

Wie überzeugend sie das macht, konnte ich während einer ganz persönlichen privaten Führung durch die Biennale erleben. Dorothea ermöglichte mir eine ganz besondere Annäherung an die Kunst der Gegenwart. Sie übersetzt die Botschaften der Künstler in den Alltag, zeigt, was sie für jeden einzelnen bedeutet. Ich lerne die Sprache der Formen zu verstehen – auch die von Lore Bert, dessen Kunstwerk zur Biennale mit der einfühlsamen „Übersetzung“ von Dorothea noch beeindruckender erscheint. Auf dem Grund feinster, fast schwebender Papierformen sind 5 Spiegelskulpturen in Form der Platonischen Körper entstanden.

Die regelmäßigen Polyeder repräsentieren die 5 Elemente – ein Thema, mit dem sich Lore Bert seit 1988 auseinandersetzt. In den Skulpturen spiegeln sich die Bilder an der Decke der Biblioteca Nazionale Marciana. Tiziano erscheint so fern, groß, nicht berührbar. Durch Lore Berts Kunstwerk wird auch diese Kunst auf einmal anfassbar. 2 mal 2 Meter große Bildwerke, 12 an der Zahl, bilden eine Art Korridor, in dem man gehen, stehen bleiben, staunen kann. So entsteht eine Magie, ein Zauber von Kunst, dem ich mich nicht entziehen kann.

Nelly Kostadinova und Lore Bert in VenedigMit dem jetzt erschienenen Kunstband zur 55. Biennale und Lore Berts Beitrag in Form der 5 Platonischen Körper wird dieses Erlebnis wiederholbar.

Texte namhafter Autoren wie Cristiana Coletti, Matthias Müller, Theresa Nisters, Maurizio Messina, Bettina von Pfeil, Petra Schaefer, Dorothea van der Koelen untermalen und erklären den starken visuellen Eindruck der Installation.

„Art & Knowledge“ wird damit nicht nur zu einer beeindruckenden Rückschau auf den Biennale-Beitrag Lore Berts, sondern auch zu einer Hommage an das Lebenswerk dieser Künstlerin. Wir haben an einigen Stellen sprachlich dazu beitragen dürfen, dass dieses Buch in sich zu einem kleinen Kunstwerk geworden ist.

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