Gendergerechte Sprache – Pro und Contra in Deutschland und anderswo

Zuletzt aktualisiert: 27. August 2022

Gendern? Was ist gendergerechte Sprache? Was spricht dafür, was dagegen? Wie halten es andere Sprachen mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit? Diese und viele andere Fragen zu geschlechtergerechter Sprache beantworten wir in diesem Artikel.

Was ist gendergerechte Sprache?

Gendergerechte Sprache beziehungsweise geschlechtergerechte Sprache meint, dass die Sprache Personen nicht nur mit einem Geschlecht ausdrückt, sondern die Geschlechter (Beispiele: Männer, Frauen, Genderfluid, Bigender, Demigirl, Demiboy, Agender, Neutrois) sprachlich gleichstellt. Wer seine Sprache geschlechtergerecht benutzt, der „gendert“.

Was ist gendergerechtes Deutsch?

Im Deutschen haben Substantive ein grammatisches Geschlecht: Sie können männlich, weiblich und sächlich sein. Artikel und Pronomen zeigen das Geschlecht des Substantives an. Damit zählt die deutsche Sprache zu den etwa 38 Prozent der Sprachen, die weltweit gesprochen werden, die Geschlechter ausdrücken.

Sprechen wir auf Deutsch über Menschen, dann geben wir den Personen­bezeichnungen auch eine geschlechtsspezifische Bedeutung. Das grammatische Geschlecht und das Geschlecht der gemeinten Person befinden sich meist in einer Wechselbeziehung.

  • der Arzt → männlich
  • die Ärztin → weiblich

Jahrhundertelang war es in der deutschen Sprache üblich, das Maskulinum zu verwenden, wenn das natürliche Geschlecht der Person/en, über die man sprach, unwichtig war.

  • Der Mann ist ein Berufsschullehrer. → männlich
  • Die Frau ist eine Berufsschullehrerin. → weiblich
  • Beide sind Berufsschullehrer. → männlich

Seit den 1970ern wird diese sprachliche Vermännlichung (generisches Maskulinum) kritisiert. Denn wenn wir über Lehrer reden, nennen wir die Lehrerinnen, gleichwohl sie mitgemeint sind, nicht mehr.

Gendergerechte Sprache

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Warum gendern?

Laut Studien zum Begriff „Sänger“ sorgt das generische Maskulinum dafür, dass wir uns ein eher männliches Bild von den Personen machen, über die wir sprechen. Wir grenzen die anderen Geschlechter also nicht nur rein sprachlich aus, sondern denken auch so ausgrenzend. Wir produzieren mit der Sprache Weltbilder, die die Welt nicht so divers zeigen, wie sie ist. Das ist ungerecht gegenüber den nicht maskulinen Geschlechtern.

Abhilfe schafft eine geschlechtergerechte Sprache und ihr selbstverständlicher Gebrauch.

Wie richtig gendern?

Bereits seit 1980 kombiniert die deutsche Sprache zwei Möglichkeiten, um sich gendergerechter auszudrücken:

1. Die Geschlechter der Personen, über die gesprochen wird, werden sichtbar gemacht:

  • das gehe laut der Wikipedia entweder zweigeschlechtlich: Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer, Berufsschullehrer/-innen, BerufsschullehrerInnen
  • oder mehrgeschlechtlich: Berufsschullehrer*innen, Berufsschullehrer:innen, Berufsschullehrer_innen

2. Der Geschlechtsbezug der Personenbezeichnungen wird neutralisiert:

  • Entweder mit neutralen Bezeichnungen: Lehrpersonen, Lehrende, Lehrkräfte
  • oder mit Umformulierungen: lehrend tätig sein, alle, die unterrichten

Wichtig: Der aktuellen Diskussion ums Gendern zufolge geht es nicht mehr nur um die Berücksichtigung der weiblichen Form im Sprachgebrauch, sondern um eine Gleichstellung aller möglichen Geschlechter.

Vorschläge, dem nachzukommen, gibt es viele. So könnte die deutsche Sprache mit einer X-Endung arbeiten: einx BerufsschullehrX. Auch das generische Femininum wäre eine Alternative insofern, als dass darin die männliche Personenbezeichnung bereit soft steckt: Lehrerin.

Hauptsache gendern?

Mit der alle gesellschaftlichen Bereiche derzeit durchziehenden Diskussion darüber, wie wir richtig gendern, tauchen unzählige Genderpraktiken auf. Man könnte den Eindruck bekommen: Nach dem Motto, Hauptsache gendern!, gendert jede*r, wie sie/er mag. Die noch herrschende Uneinheitlichkeit bringt enorme Bewegung in die Sprache, erschwert aber zugleich deren Gebrauch, insbesondere denjenigen, die sie als Fremdsprache erlernen und verwenden.

Gendern in Unternehmen?

Weil das Gendern, also das sprachliche Gleichstellen aller Geschlechter, eine enorme gesellschaftspolitische Bedeutung hat, sollte es in allen gesellschaftlichen Bereichen Anwendung finden. Gendern in Unternehmen ist also keine Frage an sich (ja oder nein), sondern eher die Frage nach dem wie richtig gendern. Wer als Unternehmer sofort richtig gendern möchte, in der internen Kommunikation wie in der Kommunikation nach außen, der sollte sich an anerkannten Leitlinien orientieren.

  1. Leitfaden gendergerechte Sprache
  2. Richtig gendern

Andernfalls drohen Fehlinvestitionen, zum Beispiel, weil alle Kommunikations­kanäle auf eine sich nicht durchsetzende Genderpraxis umgestellt worden sind und noch einmal angepasst werden müssten.

Wie gendern andere Sprachen?

Spannend an dieser Stelle ist ein Blick über die deutsche Sprache hinaus in die Welt. Wie wird anderswo gegendert?

Das Englische hat sich in Richtung Geschlechtergerechtigkeit bewegt: So wurde das Geschlecht in vielen Begriffen neutralisiert.

Beispiele: fireman → firefighter, policeman → policeofficer, stewardess → flight attendant, barman → bartender.

Bei den Pronomen ist man zunächst vom (s)he und s/he weg zum she gekommen, das das he bereits enthält. Und inzwischen macht das they das Rennen.

Im Französischen (yel/iel) und Spanischen (ele/elle als Konbi aus el + ella) tauchen neue, gendergerechte Pronomen auf:

Einen aktuellen Überblick zum Gendern in anderen Sprachen liefert Sigi Lieb auf ihrer Internetseite gesprächswert.

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