Faszination Sprachen: Kölsch

Zuletzt aktualisiert: 30. Januar 2025

Pünktlich zum Start der Fünften Jahreszeit machen wir Sie fit dafür, zumindest sprachlich. Wir erklären Ihnen das Kölsch – den sogenannten Dialekt der Kölner und wohl bekanntesten Dialekt des Rheinlands und auch Nordrhein-Westfalens, der unter Sprachwissenschaftlern auch als Sprache gilt: Denn Kölsch hat einen eigenen Wortschatz, eigene Laute und folgt einer eigenen Grammatik. Die Kölner Karnevalssaison, die am 11.11. um 11:11 Uhr startet und mit dem Aschermittwoch am 2.3.21 endet, steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Alles hät sing Zick“. Das ist Kölsch und heißt: „Alles hat seine Zeit“.

In Köln spricht man neben Deutsch auch Kölsch. Oder Kölnisch. Wenn man es denn beherrscht. Doch was ist das Kölsche eigentlich: ein Dialekt oder eine Sprache?

Kölsch: Dialekt oder Sprache?

Das Kölsche gilt als die größte Variante – gemessen an der Zahl der Kölsch Sprechenden – des Ripuarischen und des Zentralripuarischen innerhalb des Mittelfränkischen. Die lokal begrenzte Verwendung spreche dafür, dass es sich beim Kölsch um einen Dialekt handele. Dass das Kölsche einen eigenen Wortschatz und eigene Laute habe und einer eigenen Grammatik folge, seien laut dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, aber auch Belege dafür, dass es sich dabei nicht nur um einen Dialekt, sondern zugleich um eine Sprache handele. So enthalte das Kölsche Wort „Sproch“ für „Sprache“ ein offenes „o“, das zum Beispiel das Hochdeutsche gar nicht kenne. Demnach sei das Kölsche Teil der indogermanischen Sprachfamilie.

Wo et jot es do es Kölle

Wo wird Kölsch gesprochen?

Kölsch werde laut dem LVR-Institut in Köln gesprochen, daher gebe es auch die Bezeichnung Stadtkölsch. Mitunter spreche man es auch noch im Umland der Stadt (sogenanntes Landkölsch), wobei es sich meist um Varianten vom städtischen Kölsch handele. Die Unterschiede seien fein, aber da:

So sagen die Städter zu Fleisch „Fleysch“ und zu „heiß“ „heyß“, während die Menschen im Umland eher von „Fleesch“ und „heeß“ sprechen.

Die Wikipedia erklärt, dass die Entwicklung, die das Stadtkölsch durchmache, sich erst verzögert im Landkölsch durchsetze. Kennzeichnend für den Wandel, den das Kölsch erfahre, sei demnach, dass es sich auf das Hochdeutsche zu bewege. Dafür würde laut Sprachanalysen unter anderem sprechen, dass das Kölsche alte Wortstämme und Formen ablege. Auch die Grammatik verändere sich: Ein Vergleich zeige, dass die Zahl der Konjugationen sich im Zeitraum zwischen 1877/1905 (435 Konjugationen) und 2005 (212 Konjugationen) mehr als halbierte.

Kölsch schafft lokale Identität

Auf seiner Internetseite schreibt das LVR, dass das Kölsche ein nahezu unverzichtbares Element der lokalen Identität sei. Seine Loyalität zu und Verbundenheit mit dem Ort drücke man in Köln aus, indem man Kölsch spreche – ganz gleich, ob man es als Symbolsprache nutze oder zur Kommunikation im Alltag. Kölsch besitze demnach einen hohen emotionalen Wert. Es gebe sogar eine „Akademie för uns kölsche Sproch„. Die zugehörige Internetseite ist auf den ersten Blick eine Fundstelle für alle, die sich Kölsch beschäftigen möchten. Es gibt dort eine Kölsche Liedersammlung, ein Online-Wörterbuch und eine Online-Bibliothek.

Gibt es im Kölsch noch Muttersprachler?

Das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte schreibt auf seiner Internetseite, dass es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch zahlreiche Kölsch-Muttersprachler gegeben habe. Über die heutigen Kölsch-Sprecher heißt es in dem Bericht, dass die meisten von ihnen wohl Standarddeutsch und Kölsch nebeneinander oder sogar nacheinander, erst Hochdeutsch, dann die „kölsche Sproch“, erlernt hätten. Demnach sei Kölsch inzwischen eher als Zweitsprache denn als Muttersprache („Muttersproch“) zu bewerten.

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Kölsch lernen

Wer sich das Kölsche aneignen möchte, findet dafür jede Menge Lernmaterial Kölsch und Übungsmaterial Kölsch. Es gibt Kölsche Wörterbücher (Kölsch-Hochdeutsch), Sprachführer, Kölsche Lexika und zahlreiche ins Kölsche übersetzte Bücher, angefangen bei legendären Kinderbüchern wie dem „Grüffelo“ und „Max un Moritz“ über Werke weltberühmter Dichter („Kölsche Knüller met Joethe …“) bis hin zu Comics (Asterix). Gut zu wissen: In der Liste der schwierigsten Sprachen der Welt ist Kölsch nicht zu finden.

Kölsch-Kurse, zum Beispiel für Einsteiger oder für Grundschullehrer, bietet die bereits erwähnte Akademie an.

Besonderheiten der Kölschen Grammatik

Einen Kasus wie den Genitiv aus dem Hochdeutschen kenne das Kölsche nicht, schreibt die Akademie weiter. So sage der Kölsch Sprechende nicht „meines Freundes Bruder“, sondern „der Broder vun mingem Fründ“ oder „mingem Fründ singe Broder“. Wobei dieser „kölsche Genitiv“ nur dann so gebildet werde, wenn es sich um eine Person als Substantiv handele.

Das Kölsche komme laut der Wikipedia zudem ohne das vergleichende „als“ aus. Stattdessen benutze es das „wie“.

Spannend ist auch, dass es im Kölschen demnach sogenannte Verlaufsformen gibt:

  • für begrenzt Andauerndes und Änderbares: Er schläft gerade. ⇨ Hä es am Schlofe.
  • für Andauerndes: Er kocht gerne. ⇨ Hä deit jään koche.

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4 Gedanken zu „Faszination Sprachen: Kölsch

  1. Hallo! In meiner Jugend, bin mittlerweile 90, wurde in Bergisch Gladbach eine Amsel als Määl benannt. Mein Vater war gebürtiger Kölner. Ich wohne heute in Bonn. Das Wort „Määl“ für Amsel kennt hier keiner. Ist dieses Wort ein Überbleibsel aus der französischen Besatzung? Merle ist das französische Wort für Amsel.
    Ist das die Herkunft von Määl?
    Können Sie mir helfen? Eine Antwort wäre wunderbar.
    Mit freundlichen Grüßen Paul Hubert Nöthen.

    • Verehrter Herr Nöthen,
      das Wort „Määl“ für Amsel hat tatsächlich eine etymologische Verbindung zur französischen Sprache. Es leitet sich vom mittelhochdeutschen „merel“ ab, das wiederum vom altniederfränkischen „merol“ stammt. Diese Begriffe sind eng verwandt mit dem französischen Wort „merle“, das ebenfalls Amsel bedeutet. Daher ist es plausibel, dass „Määl“ eine Form darstellt, die durch den Kontakt mit dem Französischen beeinflusst wurde, möglicherweise auch während der französischen Besatzung.

      Ich hoffe, ich konnte helfen.
      Herzliche Grüße nach Bonn.
      Peter

      Quellen:
      https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6lsch_%28Sprache%29
      https://www.ff-stadtfuehrungen.koeln/koelschlexikon
      Perplexity; Faktencheck via ChatGPT; Eigene Recherche

  2. Lev Lück,
    isch ben schon su lang net mi en Kölle, dat ich ming oll Sproch schon fass verjessse han. Ich kann mich äver noch jot dran erinnere, dat ich en Niedersachsen, wo ich hück lev ständisch verbessert worde bin, dat ich emmer falsch spresche un dat dat als Lehrer jarnet jet.
    Un su han ich Deutsch jelernt, dat wo för mich en schwere Fremdsproch. Äver de Schöler han minge Singsang jemocht.
    Nachdem ich en paar Johr do wo, meinten ming Schöler sujahr, ich sull mal wedder Urlaub en Kölle mache, se fange an, minge Singsang und de komischen Töre (dä Kirschbaum neben der Kirsche, dat Eischschörnschen un a su) zu vermesse.
    Dat „wie“ statt „als“ hät auch Zick jebruch, erst nachdem me klor wurd, dat dat „wie“ ne Gleichung un dat „als“ ne Ungleichung es, kunt ich me dat merke. De kölsche Verlaufsform vermesse ich emmer noch. Englisch, Spanisch, jeder hät se nur mer net.
    So, genug, mein Kölsch ist eingerostet. Für die in den 50ern in Köln Geborenen war Kölsch immer noch Muttersprache, in der Nachkriegszeit sprachen alle „Straßenkölsch“. Sich die hochdeutsche Schriftsprache anzueignen, war nicht so schwer, aber die Phonetik in den Griff zu bekommen hat viele Jahre gedauert, speziell das ch nicht mehr als sch auszusprechen, was mir immer noch nicht ganz gelingt. Als Kölner wurde man sogar dann erkannt, wenn man Englisch sprach, das war funny. „Kommst du aus Köln“ fragte mich in einer englischsprechenden Runde in Brighton eine Rheinländerin. Der Akzent ist geblieben und verstärkt sich sofort, wenn ich im Rheinland bin.
    Kölsch ist ein Dialekt, der alle Merkmale einer eigenständigen Sprache hat. Interessant ist übrigens, dass man quasi ein anderer Mensch ist, wenn man Kölsch spricht, umgänglicher, entspannter, offener, humorvoller, optimistischer, man kann auf Kölsch leichter über sich selbst lachen und die Dinge entspannt nehmen. „Das Kölsche Grundgesetz“ (leicht um weitere Sprüche ergänzbar) ist eine eigenständige Philosophie, so eine Art entspannte und humorvolle Form des Stoizismus.
    Kölsch ist nicht einfach nur eine Sprache, sondern auch eine Lebensphilosophie oder, wie mein Cousin sagte, Köln ist keine Stadt, sondern ein Gefühl.
    Na dann prost, ein Kölsch bitte und Grüße aus Wolfsburg in meine frühere Heimat.

    Günter (oder Jünter, wie ich früher hieß).

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