Faszination Sprachen: Litauisch – 10 Fragen & Antworten

Zuletzt aktualisiert: 15. Oktober 2024

Litauisch, die Sprache Litauens, ist reich an Geschichte und einzigartigen sprachlichen Besonderheiten. In diesem Artikel beantworten wir zehn spannende Fragen rund um das Litauische – von seiner Herkunft über die Dialekte bis hin zu seiner Stellung in der heutigen Gesellschaft.

Was ist Litauisch für eine Sprache?

Das Litauische ist die Sprache Litauens. Litauen ist die südlichste der drei baltischen Republiken und machte sich nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1990 unabhängig. Seitdem ist Litauisch in der Republik einzige Nationalsprache und somit auch Amtssprache.

Litauisch ist eine baltische Sprache und hat – wie das Deutsche auch – indogermanische Wurzeln.

Für die Entwicklung des Litauischen von besonderer Bedeutung war und ist, dass es jahrhundertelang eine Sprache war, die auf dem Land gesprochen wurde: Während die Dorfbevölkerungen Litauisch (oder litauische Dialekte) sprachen, sprach die Stadtbevölkerung, unter ihr auch der niedere Adel und Hochadel, Polnisch.

Wer spricht wo Litauisch? (Sprechende, Verbreitung, Amtssprache)

Insgesamt gibt es etwa 3,2 Millionen Menschen weltweit, die litauisch sprechen. Der Großteil der Sprechenden (knapp 90 Prozent) lebt in Litauen. 83,5 Prozent der Staatsbürger Litauens gehören der Ethnie der Litauerinnen und Litauer an. Für 3,1 Millionen der litauisch sprechenden Menschen ist es ihre Muttersprache.

Darüber hinaus leben litauisch sprechende Minderheiten in Belarus (auch Weißrussland genannt) und in Polen. Sogenannte Exillitauer und Exillitauerinnen leben in größeren Gruppen auch in anderen Ländern, beispielsweise in Irland. Dort wird ihre Zahl auf etwa 120.000 geschätzt.

Ihrer Herkunft nach Litauerinnen und Litauer und deren Nachkommen leben heute auf der ganzen Welt verteilt. Man trifft sie – neben den bereits genannten Ländern – auch in Argentinien, Australien (dort vor allem in Brisbane), Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Kasachstan, Kolumbien, Lettland (1,4 Prozent), Norwegen, Russland, Schweden, Spanien, in der Ukraine und in den USA.
Herz mit den litauischen Farben

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Wo ist Litauisch Amtssprache?

Die litauische Sprache ist Amtssprache in der Republik Litauen und in der Europäischen Union (EU).

Ist die litauische Sprache anti-englisch?

Derzeit wacht eine parlamentarische Kommission in Litauen darüber, dass die litauische Sprache in ihrer reinen Form erhalten bleibt – und beispielsweise nicht verenglischt. Anstatt englische Weltsprachebegriffe aufzunehmen, bildet die Kommission neue litauische Begriffe – geklappt hat das beispielsweise mit dem litauischen Wort „žiniasklaida“ („Nachrichtenausbreiter und Nachrichtenausbreiterinnen“) das sich für „Medien“ durchgesetzt hat. Das ist übrigens etwas, was man auch von der Nomenklatur der ehemaligen DDR kennt, die dem „Ham-/burger“ – das Essen ist gemeint – eine „Griletta“ und dem „Hotdog“ eine „Ketwurst“ entgegensetzte.

Sprechen die Litauerinnen und Litauer auch Russisch?

In Litauen lebt eine russische Minderheit von fast rund 175.000 Russinnen und Russen, die sich selbst als „litauische Russinnen und Russen“ oder „Russinnen und Russen Litauens“ bezeichnen. Damit hat es die wenigsten russischstämmigen Einwohnerinnen und Einwohner der drei baltischen Staaten – Tendenz sinkend. Die meisten Russinnen und Russen in Litauen leben in der Hauptstadt Vilnius (13 Prozent der Stadtbevölkerung), in der Hafenstadt Klaipéda (28 Prozent der Stadtbevölkerung) und in der Stadt Kaunas. Das sind knapp 6 Prozent der Bevölkerung Litauens.

Viele ältere Litauerinnen und Litauer beherrschen die russische Sprache – und nutzen sie als Lingua Franca, also als eine Art Verkehrssprache. Drei Viertel der litauischen Bevölkerung über 25 Jahre kann sich auf Russisch verständigen. Und vier von fünf Schülerinnen und Schülern an litauischen Schulen lernen Litauisch als zweite Fremdsprache (ab der 5. Klasse). Russisch wird in einigen Schulen in Litauen als Muttersprache geleert.

Auch andere ethnische Minderheiten sprechen die russische Sprache, darunter Polinnen und Polen, Weißrussinnen und Weißrussen, Ukrainerinnen und Ukrainer, Armenierinnen Armenier, Tatarinnen und Tartaren in Litauen.

Spannend: Während manche Sprachen recht starke Schimpfwörter haben, sagt man der litauischen Sprache nach, dass sie keine schlimmen Schimpfwörter hat. Wer ordentlich schimpfen möchte, bedient sich – so liest man in einschlägigen Quellen – tut dies auf Russisch.

Welcher Sprache ähnelt das Litauische?

Zu den Sprachen der drei baltischen Staaten muss man wissen, dass nur das Litauische und das Lettische baltisch und miteinander verwandt sind. Das Estnische gehört nicht zur indogermanischen, sondern zur finno-ugrischen Sprachgruppe, ist also mit dem Finnischen verwandt.

Das Litauische ähnelt dem Lateinischen und dem Sanskrit. Der folgende Beispielsatz – ein altes Sprichwort: „Hat Gott Zähne gegeben, so wird er auch Brot geben“ – zeigt die Ähnlichkeiten:

  • Litauisch: „Dievas dave dantis; Dievas duos duonos.“
  • Lettisch: „Dievs deva zobus, Dievs dos maizes donu.“
  • Sanskrit: „Devos adadat datas; Devas dat [oder dadat] dhanas.“
  • Latein: „Deus dedit dentes; Deus dabit panem.“

Trotz des gemeinsamen Ursprungs und der daraus resultierenden engen Verwandtschaft ähneln sich das Litauische und das Lettische nicht so sehr, dass sich litauisch und lettisch Sprechende reibungslos verständigen können. Gerade im Wortschatz unterscheiden sich beide Sprachen deutlich: Selbst sehr ähnliche Begriffe haben eine unterschiedliche Bedeutung.

Über den Klang litauischer Wörter lässt sich auf den gemeinsamen Ursprung des Litauischen, des Deutschen, des Englischen und des Polnischen schließen:

  • So klingt das litauische Wort „sūnus“ ähnlich wie das entsprechende deutsche Wort „Sohn“, das englische Wort „son“und das polnische Wort „syn“.
  • Gleiches gilt für das litauische Wort „duktė“, das entsprechende deutsche Wort „Tochter“, das englische Wort „daughter“und das polnische Wort „córka“
  • sowie das litauische Wort „mėnuo“, das englische Wort „month“ und das deutsche Wort „Monat“.

Auch das Entlehnen von Wörtern aus anderen Sprachen und Weiterreichen innerhalb der Sprachfamilie zeigt sich in ähnlichen Klängen:

  • So klingt das deutsche Wort „Rathaus“ ähnlich wie das entsprechende polnische Wort „ratusz“ und das litauische Wort „rotušė“. Die polnische Sprache hat es zuerst von der deutschen entlehnt und später übernahm es die litauische von der polnischen.

Ist Litauisch ähnlich wie Russisch?

Nein. Litauisch ist baltisch, Russisch ist slawisch. Litauisch nutzt das lateinische Alphabet, Russisch das kyrillische. Somit sind die beiden Schriftbilder komplett verschieden. Auch Wortschatz und Grammatik weichen stark voneinander ab.

Hat das Litauische Dialekte?

Hauptsächlich unterscheidet man im Litauischen zwei Dialekte:

Hochlitauisch

Der Hochlitauische Dialekt ist der am weitesten verbreitete Dialekt und wird im östlichen und südlichen Litauen gesprochen. Er bildet die Basis der litauischen Standardsprache.

Niederlitauisch

Der Niederlitauische Dialekt wird hauptsächlich im westlichen Litauen gesprochen, insbesondere in der Region Samogitien. Er weicht teils stark von Hochlitauisch ab und hat eigene regionale Varianten.

Von beiden Dialekten gibt es regionale Varianten. Diese unterscheiden sich teils so stark, dass die Sprechenden sich in einer gemeinsamen Hochsprache oder Verkehrssprache austauschen müssen, um einander zu verstehen.

Was ist typisch und was besonders an der litauischen Sprache? (9 Fakten)

Das litauische Alphabet und seine Besonderheiten

  1. Das litauische hat sich aus dem lateinischen Alphabet entwickelt. Doch anders als dieses benutzt es besondere Aussprache- und Betonungszeichen wie den Krummhaken (Ogonek), den Winkel (Hatschek), den Überstrich (Makron) und den Überpunkt.
  2. Die Buchstaben q, w und x aus dem lateinischen Alphabet benutzt die litauische Sprache nur in ihren Fachsprachen, um fremdsprachige Eigennamen originalgetreu zu schreiben.
  3. Im Litauischen gibt es keine Artikel.
  4. Als grammatikalische Geschlechter sind männlich und weiblich im Gebrauch, Adjektive gibt es auch in sächlicher Form. Das Geschlecht ist an den Endungen der Wörter erkennbar. Nomen, die grammatikalisch sowohl männlich als auch weiblich sein können, werden mitunter als Neutrum bezeichnet.
  5. Einzahl (Singular) und Mehrzahl (Plural) sind gebräuchlich, in litauischen Dialekten und in der litauischen Literatur findet sich auch der Zweizahl (Dual).
  6. Spannend ist, dass die litauische Sprache viele Partizipien ihrer Verben hat.
  7. Auch an Fällen gibt es im Litauischen mehr als beispielsweise im Deutschen: Neben Nominativ (wer? oder was?), Genitiv (wessen?), Dativ (wem?) und Akkusativ (wen? oder was?) hat die litauische Sprache auch den Instrumental (womit), den Lokativ (wo?) und den Vokativ (Anrede). In den litauischen Dialekten gibt es noch drei besondere Fälle:
    • Illativ (miškan =„in den Wald (hinein))“,
    • Adessiv (miškiep =„am Wald“),
    • Allativ (miškop= „zum Wald hin“).
  8. Und auch das ist besonders am Litauischen: Man erkennt am Nachnamen einer Frau ihren Familienstand. Hängt dort die Endung „-iene“, ist die Frau verheiratet. Bei unverheirateten Frauen hängt die Endung vom Nachnamen des Vaters der Frau ab. Zunehmend emanzipieren sich die Frauen in Litauen jedoch davon.
  9. Noch eine Besonderheit: Im Litauischen verkleinert man gerne – die Rede ist beim Wort „Mama“ von sage und schreibe 66 Verniedlichungsformen! Im Deutschen fallen uns als gebräuchliche Formen gerade mal „Mamachen“, „Mami“, „Mamichen“, „Mamilein“, „Mamileinchen“, „Mamutschka“ und „Mamuschka“ ein, wobei Letztere von Russischen entlehnt sind.

Ist Litauisch schwer zu lernen?

Spoiler: Litauisch ist nicht die schwerste Sprache der Welt. Aber – aller Anfang ist schwer, auch die ersten Schritte auf Litauisch. Es gilt: Wer Latein kann, kann Litauisch leichter lernen als jemand, die oder der eine romanische Sprache oder Deutsch beherrscht. Die Betonung der litauischen Sprache ist schwierig, doch wer das System dahinter beherrscht, dem fällt das Lesen der Sprache schnell leichter. Denn: Litauisch wird in der Regel gelesen, wie es geschrieben steht. Ein Buchstabe entspricht üblicherweise einem Laut. Grundsätzlich ist Litauisch eine sehr klangvolle, melodiöse Sprache.

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