The masked speaker – Maske behindert Kommunikation von Gehörlosen und Gebärdendolmetschern

Zuletzt aktualisiert: 2. November 2023

Wer auf die Gebärdensprache angewiesen ist, also Schwerhörige, Gehörlose und Gebärdensprachdolmetscher, der muss Mimik und Mundbild sehen, um die Sprache zu verstehen und zu sprechen. In pandemischen Zeiten beschränkt die Schutzmaske, die das Gesicht verhüllt, die Kommunikation mittels Gebärden­sprache. Hinzu kommt, dass die Pandemie unzählige neue Begriffe in den Alltag bringt, die selbstverständlich auch von Gehörlosen benutzt werden. Sie müssen in die Gebärdensprache übersetzt und von Gehörlosen wie Gebärdensprach­dolmetschern als neue Vokabeln gelernt werden.

Im Zuge der Corona-Pandemie ist das Tragen einer Maske inzwischen selbst­verständlich. Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir lauter und deutlicher sprechen müssen, um einander trotz Maske zu verstehen. Mit dem Weniger an Gesicht und daraus resultierend Mimik, das wir von unserem Gegenüber sehen, kommen die meisten auch klar.

Schutzmasken behindern Kommunikation

Schwierig macht die Maske das Miteinander jedoch dort, wo die zwischen­menschliche Kommunikation darauf fußt, dass das Gesicht des Sprechers zu sehen ist, zum Beispiel beim:

  • Betreuen von kleinen Kindern in Krippe, Kita und Grundschule
  • Vermitteln von Sprachen in Schule, Ausbildung und Studium
  • Sprechen, Zeigen und Verstehen der Gebärdensprache.

In diesen Situationen schränkt die Mund-Nasen-Schutzmaske die Kommunikation demzufolge stark ein. Insbesondere schwerhörigen und gehörlosen Menschen macht sie das alltägliche Leben schwer.

Gebärdensprachdolmetscher mit Schutzmaske

Und auch die Gebärdensprachdolmetscher erleben die Maske derzeit als Hindernis bei ihrer Arbeit. Noch seien sie auf der Suche nach der idealen transparenten Maske, sagt Stefanie Straub vom Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher Rheinland-Pfalz auf der Internetseite des Sozialverbands VdK Rheinland-Pfalz e.V. Aktuell verfügbare Modelle würden demnach zwar weiterhelfen, auch wenn sie teilweise beschlagen, leicht verkratzen und noch nicht den FFP2-Schutzstandard hätten.

Aus Sicherheitsgründen finden deshalb derzeit viele Einsätze mit Gebärdendolmetschern online statt, wo auf die Schutzmaske verzichtet werden kann, so dass das Verständnis nicht auf der Strecke bleibt.

Pandemie bringt neue Wörter mit, die in die Gebärdensprache integriert werden müssen

Die Corona-Pandemie erweitert zudem unseren Wortschatz um neue Begriffe, die auch in die Gebärdensprache Eingang finden müssen. Noch, so berichtet die Wochenzeitung Zeit in ihrer Online-Ausgabe, ließen sich solche Begriffe nicht in Gebärdensprache ausdrücken.

Wibke Kellermann, ebenfalls vom Berufsverband der Gebärdensprachdolmetscher, sagt im oben verlinkten VdK-Bericht, dass Gebärdensprachdolmetscher, wie Journalisten auch, neue Begriffe häufig aus Pressekonferenzen oder Nachrichten erführen. Die Begriffe würden beim Einführen in der Regel zuerst mit dem Fingeralphabet buchstabiert und anschließend gebärdet. Dank des Dolmetschens in die Gebärdensprache, ließen sich die neuen Gebärden direkt übernehmen.

Grundsätzlich, so erklärt Stefanie Straub weiter, entstünden Gebärden für neue Begriffe in der sogenannten Tauben Community (Gemeinschaft) oder in der Community der Gebärdensprachnutzer (sogenannte Signer). Außerdem gebe es verschiedene Arbeitsgruppen aus tauben und hörenden Sprachwissenschaftlern sowie Pädagogen, Dozenten und auch Gebärdensprachdolmetschern, die sich mit diesen Wortneuschöpfungen auseinandersetzen würden. Das heiße laut Stefanie Straub, dass die Gebärdensprachdolmetscher nicht diejenigen seien, die dafür Gebärden erfinden würden.

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Gebärdensprachdolmetscher – alles Wichtige auf einen Blick (FAQ)

Was sind Gebärdensprache und Fingeralphabet?

Die Gebärdensprache ist eine sogenannte visuell-manuelle Sprache, die mit Handzeichen, Mimik und Körperhaltung kommuniziert wird. Sie hat ihre eigene Grammatik, die anderen Regeln folgt als die der Lautsprache. Wenn Eigennamen, Fremdwörter und unbekannte Begriffe kommuniziert werden sollen, benutzen die Anwender der Gebärdensprache meist ein Fingeralphabet, um diese Wörter der Lautsprache zu buchstabieren.

Wo sind Gebärdensprachdolmetscher im Einsatz?

Gebärdensprachdolmetscher arbeiten dort, wo gesprochene Sprache für gehörlose Menschen in Gebärdensprache und umgekehrt übersetzt werden muss. Das ist bei kleineren und größeren Versammlungen oft der Fall, zum Beispiel in Unternehmen bei Business-Gesprächen und Besprechungen am Arbeitsplatz, bei Elternabenden, bei Aus- und Weiterbildungen, bei Behörden, bei der Polizei, vor Gericht, bei Rechtsanwalts-, Notar-, Versicherungs- und Arztterminen sowie bei kulturellen oder politischen Veranstaltungen.

Wo finden Sie bei Bedarf Gebärdensprachdolmetscher?

Viele Bundesländer haben sogenannte Dolmetschervermittlungsstellen. Diese vermitteln Ihnen bei Bedarf auch qualifizierte Gebärdensprachdolmetscher für Ihre Region. Fragen Sie zum Beispiel bei Beratungsstellen für Hörgeschädigte oder bei den Landesverbänden der Gehörlosen danach. Das rät der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. Gibt es keine solche Vermittlungsstelle, wären demnach auch die regionalen Berufsverbände eine mögliche Anlaufstelle bei Ihrer Suche nach einem Gebärdendolmetscher.

Selbstverständlich gibt es auch freiberuflich arbeitende Gebärdensprach­dolmetscher, die ihre Dienstleistungen als Einzelperson oder gemeinsam mit Kollegen (Dolmetscherbüro) anbieten. Und auch professionelle Dienstleister im Bereich Übersetzen und Dolmetschen bieten Ihnen kompetente Gebärdendolmetscher an.

Wer trägt die Kosten für Gebärdensprachdolmetscher am Krankenbett?

Bei Arztterminen bezahlt die Krankenkasse den Gebärdendolmetscher an Ihrer Seite. Am besten beauftragen Sie einen der nächsterreichbaren Dolmetscher. Am Ende des Termins unterzeichnet der Arzt die Bestätigung für den Dolmetschereinsatz und dieser rechnet seine Dienste eigenständig mit der Krankenkasse ab.

Brauchen Sie einen Gebärdendolmetscher bei einer stationären Behandlung, trägt grundsätzlich die Klinik die Kosten für dessen Leistungen. Der Deutsche Gehörlosen-Bund rät Ihnen auf jeden Fall, vor der stationären Aufnahme abzuklären, dass

  • Sie einen Gebärdensprachdolmetscher brauchen
  • und die Klinik diesen bestellen und bezahlen muss.

Wir beraten Sie gerne, wenn Sie auf der Suche nach einem Dolmetscher sind! Für Lingua-World arbeiten zertifizierte Profis, die in Corona-Zeiten ihre Dienste selbstverständlich auch online anbieten.

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