Gerichtsdolmetscher – vermitteln Sprache und Recht zwischen Kulturen

Zuletzt aktualisiert: 18. Februar 2024

Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ) schätzt die Zahl der in Deutschland arbeitenden Gerichtsdolmetscher auf rund 20.000. Sie müssen für ihren Job bei Gericht nicht nur exzellente Sprachkenntnisse mitbringen, sondern auch juristisches Wissen sowie Verständnis für das landesspezifische Rechtswesen. Denn bei der Arbeit der Gerichtsdolmetscher geht es um die Entscheidung zwi­schen Freispruch und Verurteilung. Schon ein falsch übermitteltes Wort kann hier entscheidend sein.

Um erfolgreich als Sprachmittler im Gericht arbeiten zu können, muss sich ein Dol­metscher spezialisieren. Zusätzlich zu seinen Sprachen (Arbeitssprachen) braucht er fundiertes juristisches Wissen. Außerdem sollte er bestens mit dem Rechtswesen des Landes, vor dessen Gerichten er dolmetscht, vertraut sein. Ebenso wichtig ist, dass der Sprachmittler Kenntnisse über das Rechtswesen der Länder besitzt, aus denen seine Klienten stammen. Sie sehen, an Gerichtsdolmetscher werden hohe Anforderungen gestellt. Die schauen wir uns im Folgenden einmal genauer an – damit Sie wissen, worauf es bei der Wahl vom richtigen Justizdolmetscher ankommt.

Der Gerichtsdolmetscher trägt einen Jobtitel mit geprüfter Qualität

Um die Qualität der Arbeit der Dolmetscher bei Gericht in Deutschland zu sichern, wird ein Dolmetscher hierzulande beeidigt, bevor er bei Gericht dolmetschen kann. Je nach Bundesland muss er zudem spezielle Prüfungen dafür ablegen oder nach­weisen, dass er zum Gerichtsdolmetscher ausgebildet ist: Zum Beispiel hat er während des Studiums das Sachfach Jura erfolgreich absolviert oder sich on the job weitergebildet. Mitunter, insbesondere dann, wenn es um das Dolmetschen einer besonders seltenen Sprache oder um Jobs außerhalb des eigenen Bundeslandes geht, wird der Dolmetscher auch direkt vor dem verhandelnden Gericht beeidigt.

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Gerichtsdolmetscher

Ein Gerichtsdolmetscher garantiert Recht auf gesetzliches Gehör (§103 Abs. 1 GG)

Ein Gerichtsdolmetscher wird immer dann bestellt, wenn in einem Verfahren eine der vor Gericht stehenden Parteien (Kläger, Beklagter, Antragsteller) die Gerichts­sprache nicht beherrscht. Die Notwendigkeit dessen und auch die zu dolmetschen­de Sprache gehen zumeist aus der Anklageschrift oder polizeilichen Vernehmungsprotokollen hervor.

Die Anwesenheit des Gerichtsdolmetschers garantiert der sprachunkundigen Partei vor Gericht ihr in Deutschland grundgesetzlich verbrieftes Recht auf das sogenann­te gesetzliche Gehör. Nach Artikel 103 Absatz 1 des deutschen Grundgesetzes (GG) sichert dieses grundrechtsgleiche Recht (in Abgrenzung zu einem Grundrecht), dass die Aussagen der vor Gericht streitenden Parteien nicht nur gehört, sondern auch inhaltlich gewürdigt und bei der Urteilsfindung berücksichtigt werden.

Der Gerichtsdolmetscher beherrscht seine Sprachen und die Gerichtssprache

Demnach muss der Gerichtsdolmetscher einerseits die Gerichtssprache beherrschen und andererseits die Sprachen seiner Klienten. Denn er muss bei Gerichtsverhandlungen alles dolmetschen, was dort von sämtlichen Akteuren gesagt wird, darunter Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt, Notar, Kläger, Angeklagter, Zeugen und Gutachter.

Da vor Gericht jede Information für die Urteilsfindung entscheidend sein kann, ist es von größtem Vorteil, Muttersprachler einzusetzen. Im Internetportal Legal Tribune Online (LTO) sagt die Richterin Kathrin Seidel vom Landgericht Kiel, dass die korrekte Sprachübertragung vor Gericht wichtig sei. Demnach dürfe es nicht sein, dass ein Angeklagter minutenlang spreche und der Gerichtsdolmetscher anschließend lediglich, dass sich der Angeklagte nicht erinnern könne. Gerichtsdolmetscher müssten der Richterin zufolge auch Nuancen übersetzen, dürften weder etwas hinzufügen noch etwas weglassen. Kommen Muttersprachler zum Einsatz, ist die Wahr­scheinlichkeit am höchsten, dass das Gesagte richtig und vollständig gedolmetscht wird. Denn ein Muttersprachlicher hat neben den reinen Sprachkenntnissen auch Sprachwissen. Anders ausgedrückt: Er kennt nicht nur die Vokabeln und ihre Bedeutung, sondern ist mit ihrer Verwendung bestens vertraut.

Der Gerichtsdolmetscher muss hören und verstehen sowie hin und her dolmetschen. Das ist anstrengend und erfordert ein hohes Maß an Sprachgewandt­heit. Zumal es in dieser Berufssparte anders ist als bei Konferenzdolmetschern auf internationalem Parkett: Während diese nach vergleichsweise kurzem Einsatz (meist zwanzig Minuten) ausgewechselt werden, um sich zu erholen, dauern Gerichts­verhandlungen stundenlang, tagelang, wochenlang, monatelang.

Der Gerichtsdolmetscher muss das Rechtswesen der Rechts­systeme seiner Sprachen kennen

Doch mit Sprachkenntnissen und sprachkulturellem Wissen alleine kommt der Gerichtsdolmetscher noch nicht weit. Er muss zum richtigen und vollständigen Dolmetschen auch verstehen, worüber vor Gericht verhandelt wird. Der Gerichts­dolmetscher braucht demnach juristisches Wissen. Das wiederum setzt sich zum einen aus Recht und Gesetz sowie Rechtswesen des Landes, vor dessen Gericht verhandelt wird, zusammen. Genauso wichtig sind Kenntnisse zu Recht, Gesetz und Rechtswesen des Landes, aus dem die Klienten stammen beziehungsweise in denen sie sozialisiert worden sind.

Da das Fach Recht ein weites Feld ist, haben sich viele Gerichtsdolmetscher innerhalb dessen noch einmal spezialisiert, zum Beispiel auf Fachgebiete wie Familienrecht, Arbeitsrecht, Asyl- und Aufenthaltsrecht, Strafrecht.

Gerichtsdolmetscher sind häufig auch Übersetzer

Zum reinen Dolmetschen, also dem Übersetzen dessen, was während einer Verhandlung vor Gericht gesprochen wird, kommt aber auch die Übersetzung des zugehörigen Papierkrams: Aussagen, Protokolle, Gutachten und mehr müssen vom Gerichtsdolmetscher gelesen, verstanden und übersetzt, denn sie sind für die Verhandlung relevant.

Hinzu kommen nicht vor Gericht stattfindende, also verhandlungsfreie Übersetzer­jobs wie das Übersetzen von Anklageschriften, Straf- oder Haftbefehlen, Verträgen oder Vollmachten, wenn zum Beispiel Behörden oder Institutionen eine beglaubigte Übersetzung von Dokumenten verlangen.

Gerichtsdolmetscher brauchen gesunden Menschenverstand und müssen belastbar sein

Bislang ging es um die hohen Anforderungen an Gerichtssprachmittler, die dessen Professionalität als Sprachmittler (beeidigte Dolmetscher und vereidigte Übersetzer) betreffen. Doch ebenso wichtig ist seine menschliche Qualifikation für diesen Job: Denn je nach Inhalt der Verhandlungen geht es vor Gericht um Fälle, die auch den Gerichts­dolmetscher nicht kalt lassen und ihn schlimmstenfalls sogar belasten. Der BDÜ-Präsident Johann J. Amkreutz beschreibt das Themenspektrum, um das es vor Gericht gehen könne, so: „Es geht um zivile Streitigkeiten sowie Straftaten. Das Themenspektrum reicht vom Diebstahl über Ehescheidung bis hin zum Mord.“ Hierbei muss ein Gerichtsdolmetscher professionelle Distanz wahren können.

Gerichtsdolmetscher arbeiten als Teil eines Rechtssystems

Gerichtsdolmetscher werden mit ihrer Beeidung beziehungsweise Ermächtigung zur Verschwiegenheit verpflichtet. Sie müssen zudem stets sorgfältig und originalgetreu dolmetschen und dürfen Aussagen der Gerichtsakteure weder interpretieren noch bewerten. Dennoch müssen sie auch dann die richtigen Worte finden, wenn es um konkrete Rechtsbegriffe und ein Rechtsverständnis geht, für das nur eine der beiden „Parteisprachen“ – die Gerichtssprache oder die Fremdsprache – Vokabeln hat beziehungsweise Verständnis aufbringt.

Der Gerichtsdolmetscher muss loyal arbeiten – gegenüber dem Gericht und seinen Klienten. Seine Arbeit basiert auf Vertrauen: Zum einen müssen Richter, Staatsanwalt & Co. dem Gerichtsdolmetscher vertrauen, da sie der Fremdsprache unkundig sind. Zum anderen muss der fremdsprachige Klient vertrauen, der die Gerichtssprache nicht kennt. Nur so kann der Gerichtsinterpret zum Garanten der Fairness werden, die die Verhandlung vor Gericht allen Beteiligten bieten sollte. Sie können sich dank dem Vorgeschriebenen ein gutes Bild von den Qualifikationen machen, die ein Gerichtsdolmetscher bieten sollte.

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