Impfen in der Muttersprache – das schafft Verständnis und Vertrauen

Zuletzt aktualisiert: 27. Juli 2023

Das Impfen hat sich erfolgreich als Schutzmaßnahme gegen schwere Verläufe einer Infektion mit dem Coronavirus bewährt: milliardenfach weltweit, millionenfach in Deutschland.

Dennoch liegt die deutsche Impfquote bei nur 75 Prozent (doppelt geimpft), während sie beispielsweise in Kuba 87 Prozent, in Chile 89 Prozent und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sogar 94 Prozent beträgt. Lange wurde vermutet, dass ein Grund für die noch vergleichsweise niedrige deutsche Impfquote der sein könnte: Menschen mit Migrationsgeschichte, die die deutsche Sprache nicht oder nicht gut beherrschen, sind nicht ausreichend zum Impfen informiert. Jetzt belegt eine vom Robert-Koch-Institut in Auftrag gegebenen Studie, dass Menschen ohne Migrationsgeschichte eine um 6 Prozent höhere Impfquote haben als mit.

Fehlende Deutschkenntnisse als Hürde fürs Informieren zur Coronaimpfung

Die Studienmacher betonten laut den Presseberichten, dass sich die niedrigere Impfquote weniger auf die Herkunft zurückführen lasse, als auf andere Faktoren, zum Beispiel den sozialökonomischen Status der Befragten, ihr Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem und ihre Deutschkenntnisse. Betrachte man die Deutschkenntnisse der Befragten, zeige sich, dass Sprache einen größeren Unterschied in den Impfquoten als die Migrationsgeschichte ausmache: Je besser die Deutschkenntnisse eingeschätzt würden, desto höher sei die Impfquote.

Die Impfquote derer, die wenig oder kein Deutsch sprechen würden, liege demnach bei 75 Prozent, während sie bei den Befragten mit sehr guten Deutschkenntnissen oder Deutsch als Muttersprache 92 Prozent betrage.

Ungeimpfte Migranten sind eher bereit, sich impfen zu lassen

Das laut ihren Machern bemerkenswerteste Ergebnis der Studie sei gewesen, dass ungeimpfte Migranten eher bereit seien, sich beim Thema Impfen noch umstimmen zu lassen. Das sei bei Menschen ohne Migrationshintergrund anders: Wer von diesen bislang nicht bereit sei, sich impfen zu lassen, habe dies in den meisten Fällen auch nicht mehr vor.

Impfung

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Trotz hoher Impfbereitschaft niedrigere Impfquote bei Menschen mit Migrationsgeschichte

Bei Menschen mit Migrationsgeschichte sei die Impfbereitschaft deutlich höher – was belege, dass diese mit der Impfkampagne bislang kaum erreicht worden seien und sie viel schlechter informiert seien.

Doris Schaeffer, Professorin für Pflege- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, habe laut dem Bericht von Der Tagesspiegel online gegenüber der Presse bestätigt, dass es bei der Impfkampagne vor allem an Kommunikation und Information hapere. Sie habe demnach eine Studie der Universität Bielefeld geleitet, die zu dem Schluss gekommen sei, dass Menschen mit Migrations­geschichte ebenso gesundheitskompetent seien, wie Menschen ohne Migrations­geschichte. Tendenziell sei ihre Gesundheitskompetenz laut der Forscherin sogar besser – und sie seien digitalaffiner.

Reem Alabali-Radovan (SPD), Staatsministerin beim Bundeskanzler und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, habe dem Zeitungsbericht zufolge gefordert, Menschen mit Migrationsgeschichte bei der Impfkampagne gezielt zu adressieren. Denn diese würden mehrsprachig nach Infos suchen – im Internet und auf Social Media. Dem Umstand müsse die Impfkampagne gerecht werden, indem die Informationen vielfältiger verteilt würden: Im ARD-Morgenmagazin habe die Politikerin gefordert, vor allem auf aufsuchende Beratung und Aufklärung in verschiedenen Sprachen zu setzen.

Der Tagesspiegel online nennt in seinem Bericht Bremen als Vorbild für die Ansprache von Menschen mit Migrationsgeschichte im Rahmen der Impfkampagne: Die Impfquote liege in dem norddeutschen Stadtstaat bei den Erwachsenen bei fast bei 100 Prozent, 87 Prozent aller Bremer seien geimpft.

Impfaktion mit ehrenamtlichen Dolmetschern für Impfwillige mit Migrationsgeschichte

Die Stadt Ludwigsburg habe laut einem Bericht des SWR online Ende Januar vorgemacht, wie sich Menschen mit Migrationsgeschichte im Rahmen einer Impfaktion gezielt und damit erfolgreich ansprechen ließen: Demnach hätten ehrenamtlich Dolmetschende Impfwillige mit Migrationshintergrund während des Impftermins unterstützt, zum Beispiel die Dolmetscherin Abeer Ghander mit ihren Englisch- und Arabischkenntnissen. Sie sagte dem SWR zufolge, dass mehrere Menschen aus Nordafrika ihre Unterstützung gebraucht hätten. Sie hätte nicht nur bei medizinischen Fragen gedolmetscht, sondern auch geholfen, die Formulare auszufüllen, und erklärt, wie und wo die frisch Geimpften später ihre Impfzertifikate bekämen.

Insgesamt seien bei der Impfaktion neun ehrenamtlich Dolmetschende im Einsatz gewesen, die in insgesamt zehn verschiedenen Sprachen, von Arabisch über Englisch, Französisch, Italienisch bis hin zu Persisch, Russisch, Serbokroatisch und Türkisch gedolmetscht hätten. Unter anderem während der Aufklärungs- beziehungsweise Beratungsgespräche mit den Ärzten vor dem eigentlichen Impfen.

Josef Schießl, der als Notarzt vor Ort war, sagte laut dem SWR, dass bestimmte Bevölkerungsteile noch viele Ängste und Vorbehalte gegenüber der Impfung hätten. Deshalb habe sich die Stadt Ludwigsburg gerne auch mehr Zeit genommen, um Menschen richtig aufzuklären. Schließlich freue man sich über jeden, der sich impfen lasse, um die Pandemie zu brechen und die Impfaktion mit gutem Gefühl verlasse.

Anne Kathrin Müller, die Ludwigsburger Integrationsbeauftragte, sagte dem SWR, dass es wichtig sei, dass Ärzte vor dem Setzen der Impfspritze Fragen in der Muttersprache des Impflings stellen könnten. Denn gerade Gesundheitsthemen seien oft auch emotional besetzt. Wer sich in so einer Situation in der gleichen Sprache begegne, der schaffe mehr Transparenz und Vertrauen.

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